Achtsamkeit ist mehr als nur ein Modewort – sie hilft, unseren Alltag zu entschleunigen und Stress zu reduzieren. Wer achtsamer mit sich selbst und seiner Umwelt umgeht, der konsumiert bewusster – und vielleicht auch weniger. Achtsam zu leben, bedeutet auch, Dinge und Momente stärker wertzuschätzen und so nicht ständig nach dem Neuen, Besseren jagen zu müssen.
Eine Serie auf Netflix schauen, gleichzeitig die News auf dem Handy lesen und dazu Chips essen. Beim Joggen das bevorstehende Gespräch mit dem Vorgesetzten durchgehen. Geschubse im Zug, piepsende Handys, ständig Mails und neue Nachrichten auf Social Media.
Kannst Du Dich daran erinnern, wann Du das letzte Mal einzig und allein auf den Moment geachtet hast, ohne dabei an etwas anderes zu denken oder etwas anderes zu tun? Es fängt bereits am Morgen beim Zähneputzen an – wann hast Du das letzte Mal einfach nur Deine Zähne geputzt, ohne dabei bereits den bevorstehenden Tag durchzugehen oder nebenbei die Nachrichten auf Deinem Handy zu checken?
Wir leben in einer Multitasking-Gesellschaft, begleitet von Daueraktivitätsstress – wir leben ständig auf der Überholspur und werden von Reizüberflutungen überschwemmt. Das stresst, macht müde und erschöpft! Helfen kann der Achtsamkeitsansatz – dem sind sich viele Forscher einig. Achtsamkeit ist zurzeit in aller Munde. Es handelt sich hierbei jedoch weder um einen Modetrend noch ein Tool zum Glücklichsein, sondern einen Lebensstil, der Achtsamkeit gegenüber sich selbst, den Mitmenschen und der Umwelt umfasst.
Was ist Achtsamkeit?
Bewusster leben und sich auf das Wesentliche konzentrieren: Diese Themen stehen bei der Achtsamkeit im Mittelpunkt. Achtsamkeit ist ein Bewusstheitszustand, der Dir die vorurteilsfreie Betrachtung und das Zulassen Deiner Gedanken, Gefühle und Handlungen ermöglicht. Denn das achtsame Bewusstsein charakterisiert sich durch eine beobachtende und akzeptierende Haltung. Selbstkritik und Zwang haben hier keinen Platz. Achtsamkeit ist eine Form der Meditation und stammt ursprünglich aus dem Buddhismus. Achtsam sein bedeutet, Momente bewusst zu erleben und auf seine inneren Regungen zu horchen – ohne diese zu bewerten. So schützt man seine Psyche und entschleunigt sein Leben. Achtsamkeit heisst, im Hier und Jetzt zu sein – und zwar nicht nur körperlich, sondern auch mental. Das ist für die meisten Menschen kein Normalzustand.
Die meisten sind mit ihren Gedanken entweder in der Vergangenheit, beschäftigen sich mit Sorgen oder denken über die Zukunft nach. Dieses Denken kann zu Stress und Unzufriedenheit führen. Ein achtsamer Mensch hingegen achtet auf den Moment – und dies, ohne ihn zu bewerten. Das Bewerten ist der zweite entscheidende Aspekt der Achtsamkeit. Wir neigen dazu, alles permanent zu bewerten. Achtsam sein bedeutet, diese Bewertung sein zu lassen und sich auf das zu konzentrieren, was gerade ausserhalb der Gedanken ist.
Bei der Achtsamkeit geht es schlussendlich darum, ganz im Moment zu verweilen, um zu erkennen, was einen gerade beschäftigt. So kann man Stresssituationen frühzeitig erkennen und Verhaltensmuster dementsprechend ändern.
«Achtsamkeit ist ein Weg, um sich mit sich selbst und der eigenen Erfahrung anzufreunden.» Jon Kabat-Zinn
Achtsamkeit lernen
Achtsame Momente kannst Du durch regelmässiges Training und Achtsamkeitsübungen in Deinen Alltag integrieren. Du kannst also lernen, der Achtsamkeit einen Platz in Deinem Leben einzuräumen. Das Erlernen von Achtsamkeit ist jedoch ein langfristiger Prozess, bei dem Du alte Gewohnheiten und Erfahrungen bekämpfen musst. Wenn Du lernen möchtest, wie Du achtsamer leben kannst, dann musst Du das als Schulung des eigenen Geistes verstehen. Mit kleinen Achtsamkeitsübungen kannst Du einen guten Anfang machen. Mit einfachen Übungen schaffst Du es ohne viel Aufwand, täglich zur Ruhe zu kommen und zu entspannen, das Hier und Jetzt wahrzunehmen und bewusster zu leben. Ein paar davon stellen wir hier kurz vor.
Achtsamkeitsübungen
Achtsamkeitsübungen sind Übungen, bei denen Du Dein Bewusstsein trainierst und gleichzeitig Stress abbaust und Dich entspannst.
Achtsamer Morgen: Achtsamkeit fängt morgens an: Greif nach dem Aufwachen nicht direkt nach Deinem Smartphone, sondern bleib ein paar Minuten ruhig liegen oder setz Dich an die Bettkante. Starte gedanklich den Tag. Worauf freust Du Dich? Was für Herausforderungen bringt der Tag mit sich? So begibst
Du Dich schon früh in eine Achtsamkeitsposition und startest Deinen Tag bewusster.
Innehalten: Zwischen den verschiedenen Abschnitten unseres vollgepackten Tages bietet sich einfaches Innehalten an, um zwischendurch Kraft zu tanken und zur Ruhe zu kommen. Nimm Dir zum Innehalten mehrmals am Tag mindestens eine Minute Zeit. Dazu setzt oder stellst Du Dich bequem hin und beobachtest, wie Dein Atem fliesst. Richte Deine Aufmerksamkeit auf Deinen Körper: Du kannst Dich auf die Stellen fokussieren, die Du gerade spürst oder einfach Deinen Körper als Ganzes wahrnehmen. Beobachte dann Deine Gefühle, frag Dich, wie es Dir geht und schau, was passiert. Denke daran nicht zu werten, sondern nur zu beobachten. Das mag am Anfang schwierig sein, wird mit der Zeit aber immer einfacher.
Bewusst gehen: Die Zeit, während Du gehst, kannst Du nutzen, um Dich zu fokussieren und Deine Gedanken zu beruhigen. Gehen ist eine so automatisierte Bewegung, dass wir sie kaum bewusst wahrnehmen. Bei der Gehmeditation geht es nun genau darum. Konzentriere Dich auf dem Weg zum Einkaufen, zur Bushaltestelle, beim Treppensteigen oder beim Spazierengehen aufs Gehen. Nimm wahr, wann Deine Füsse den Boden berühren, welche Muskeln sich an- und entspannen. Beobachte Dein Tempo: Wirst Du langsamer oder schneller?
Auf diese Weise manövrierst Du Dich bewusst ins Hier und Jetzt und verschaffst Deinen Sorgen eine Pause – das wirkt entspannend.
Mentale Auszeit: Wenn Dir alles über den Kopf zu wachsen scheint, nimm Dir ungefähr 30 Sekunden Zeit, Dich von dem Stress zu entfernen. Denke an positive Sachen, die Dich beispielsweise zuhause erwarten oder ein Event in naher Zukunft, auf das Du Dich besonders freust. Dadurch richtest Du Deinen Fokus auf Positives.
Bewusst atmen: Für die Atemübung kannst Du etwas mehr Zeit einplanen, sie dauert etwa zehn bis 20 Minuten.
Setze Dich dazu mit geschlossenen Augen aufrecht und entspannt hin und konzentriere Dich auf Deinen Atem. Beobachte, wie Du ein- und ausatmest, ohne Dein Atmen zu verändern oder es zu kontrollieren. Lass den Atem zunächst einfach kommen und gehen. Nimm dann wahr, wo er am deutlichsten zu spüren ist, wie er sich an Deinen Nasenlöchern anfühlt. Achte dann auf Deinen Brustkorb, wie er sich hebt und senkt, sich ausdehnt und zusammenzieht. Wenn Du bemerkst, dass Deine Gedanken abschweifen, lass sie ziehen und kehre zurück zur Beobachtung Deines Atems. Lasse das Gefühl der Achtsamkeit auch nach Beendigung dieser Übung noch ein wenig zu und nimm es mit in Deinen Tag.
Dankbar sein: Diese Achtsamkeitsübung eignet sich besonders für abends, kurz vor dem Schlafengehen.
Gehe Deinen Tag durch: Überlege, was Dich bewegt hat und für welche Erlebnisse, Menschen und Dinge Du heute Dankbarkeit verspürst. Konzentriere Deine Wahrnehmung dann für jeweils mindestens 20 Sekunden auf die Sachen, für die Du dankbar bist. Das entspannt und erhöht Deine Achtsamkeit für die schönen Dinge, die Dir im Alltag begegnen.
«Es sind nicht die äusseren Umstände, die das Leben verändern, sondern die inneren Veränderungen, die sich im Leben äussern.» Wilma Thomalla
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